Herr Sielmann, seines Zeichens 1. Vorsitzender des Landesbundes Hamburg (LGH) und Geschäftsführer in Personalunion – weil man sich bekanntlich selbst am besten beauftragt – hat eine grandiose Idee: Geld! Woher soll das kommen? Natürlich, Versicherungen! Ein Geschäft, das immer blüht, besonders, wenn man die Kunden gleich mit dazu zwingt. Schließlich gibt es nichts Verlässlicheres als den Zwang und die Kontrolle der Pächter ist gleich mit gewährleistet. So beschließt der Herr Vorstand (also Herr Sielmann), dass der Landesbund jetzt das Versicherungsgeschäft der Kleingärtner übernehmen wird. Weil – wer könnte sich darum besser kümmern als er selbst?
Herr Sielmann gibt sich also den Auftrag, etwas auszutüfteln. Nach intensiven Überlegungen, vielleicht bei einer Tasse Kaffee in seinem Büro, hat er eine revolutionäre Idee: eine GmbH muss her. Und woher kommt das Geld? Na klar, von den Mitgliedsbeiträgen der Kleingärtner! Denn wenn es eine Sache gibt, auf die man sich im Leben verlassen kann, dann darauf, dass die Kleingärtner ihre Beiträge zahlen. So wird also eine GmbH gekauft, in Köln, weil Hamburg ja doch irgendwie zu provinziell ist für so ein nationales Geschäft.
Damit das Ganze nicht nach einem kleinen, lokalen Spielchen aussieht, muss natürlich der Bundesverband der Kleingärtner (BKD) mit ins Boot geholt werden. Und wer sitzt dort im Vorstand? Ach ja, Herr Sielmann! Welch glücklicher Zufall! Es ist doch immer schön, wenn man sich selbst überzeugt, dass eine Idee brillant ist. Gesagt, getan, die GmbH wird angeschafft. Und weil man nicht genug Mitstreiter haben kann, werden gleich sieben weitere Landesverbände für diesen grandiosen Plan begeistert. Die übrigen Verbände wollen lieber nicht mitmachen.
Nun braucht man natürlich noch eine Stiftung. Denn wenn es um das Wohl der Kleingärtner geht, darf man eines nicht vergessen: Steuern sparen! Eine gemeinnützige Stiftung ist da genau das Richtige. Mit einem ehemaligen Gothaer-Mitarbeiter als Geschäftsführer der GmbH wird das Versicherungsbusiness für die Kleingärtner doch gleich noch seriöser. Jetzt fließt also das Geld der fleißigen Kleingärtner in die Hände dieser GmbH (alleiniger Gesellschafter der LGH!), und alle Beteiligten können sich glücklich schätzen, dass sie zwangsversichert sind.
Doch halt, irgendwas wurde übersehen! Eine Kleinigkeit – eine Abstimmung! Diese Kleinigkeit regt natürlich nur Bürokraten auf. Der 1.Vorsitzende, Herr Sielmann, selbstverständlich, verkündet kurzerhand auf der Delegiertenversammlung: „Das muss nicht abgestimmt werden, das ist schon beschlossen!“ Wen interessiert da schon eine Satzung? Doch irgendein Übereifriger bemerkt: Moment mal, da steht doch was anderes. Aber kein Problem, da wird doch nicht gleich die Demokratie bemüht! Statt einer großen Diskussion mit den anstrengenden Delegierten gibt es eben eine schriftliche Abstimmung. Da braucht man nur noch die Vorsitzenden der 312 Kleingartenvereine zu fragen. So ein Glück!
Der Fragebogen wird natürlich mit der Empfehlung verschickt: Bitte stimmen Sie mit Ja! Und wer zählt die Stimmen aus? Na, die Mitarbeiter des Landesbundes in Hamburg, wo auch sonst? Aber natürlich, alles bleibt korrekt und transparent, schließlich geht es um das Wohl der Kleingärtner. Nur ein Schelm würde hier irgendwas Böses denken.
Und so kommt es, dass die 34.000 Kleingärtner in Hamburg und viele tausende weitere in sieben anderen Landesverbänden fröhlich zwangsversichert sind – ob sie wollen oder nicht. Ein wahres Paradebeispiel für moderne Demokratie und unternehmerischen Weitblick.
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